Was lange währt, wird leider nicht immer ganz so gut. Nach gefühltem wochenlangen Nähen (stimmt nicht, denn den Stoff habe ich erst vor einer guten Woche erstanden) ist mein Mantel endlich fertig geworden.
Hier schon der erste Fehler, denn ein Mantel ist es nicht wirklich geworden, eher eine lange Jacke.
Was ich nicht richtig gut finde, aber allein meines Vermessens (=Unfähig zu Messen) zu zuschreiben ist.
Während dieses Projektes habe ich aber auf jeden Fall viel gelernt, manches ganz gut, manches noch ausbaufähig.
Der Mantelschnitt (Onion1047) ist eigentlich ungefüttert, ich wollte aber gerne einen gefütterten Mantel haben, also habe ich einen Futtermantel zugeschnitten.
An die Bewegungsfalte im Rückenteil und an die unterschiedlichen Schnittlinien habe ich gedacht, ich bin mir aber nicht ganz sicher, ob die Stoffwahl so günstig ist. Für die Ärmel habe ich einen „normalen“ glatt-glitschigen Futterstoff verwendet, für den Rest Baumwollpopeline. Einen gemusterten Stoff, den ich mir auf dem Stoffmarkt gekauft habe, dort sehr schön fand und daheim irgendwie nicht mehr ganz so toll.
Ich habe etwas Befürchtungen, dass die Popeline vielleicht zu hohe adhäsive Kräfte bei raueren Kleiderstoffen zeigt und das Futter unschön nach oben zieht.
Mal sehen.
Was mich lange überlegen ließ war die Knopflochproblematik.
Bei
Lucy las ich einen Vorschlag, ein Knopfloch mit Einlegefaden zu nähen.
Leider ist diese Methode nicht mit meiner Maschine kompatibel. Hier eine Auswahl der schrecklichen Probeknopflöcher:
Das Mantelknopfloch war nur mit dünnem Obergarn unverknäuelt, sah aber unschön aus.
Daher entschloss ich mich, Paspelknopflöcher zu nähen.
Nach einiger Recherche im „Hort des unnützen Wissens“ entschied ich mich dafür, die Methoden von
Stichelbeere und
Machwerk zu verbinden:
Zunächst habe ich mir ganz ordentlich die Position der Knopflöcher markiert.
Paspelstreifen angefertigt.
An die Markierungen rechts auf rechts gelegt und fest genäht.
Die Fadenenden auf die linke Seite gezogen und verknotet.
Schnittlinien markiert
Und mit meiner Lieblingsschere, die sich dafür wunderbar eignet, eingeschnitten.
Paspelstreifen nach links wenden und fixieren.
Öffnungen zuheften.
Nachdem ich die Belege angenäht habe bin ich dort folgendermaßen vorgegangen:
Ich habe breite Vlieselinestreifen mit der Klebeseite nach oben mit Malerkrepp auf dem Beleg fixiert.
Die Position der Knopflöcher wird mit Hilfe von Stecknadeln übertragen.
Anzeichnen.
Nähen.
Einschneiden.
Wenden.
Bügeln.
Hat ganz gut funktioniert, aber nicht perfekt.
Für die Ärmel habe ich mir aus Volumenvlies ein Kugelvlies zugeschnitten und dieses nach dem Ärmeleinsetzen auf der NZG der Ärmel festgenäht.
Dadurch fallen die Ärmel irgendwie besser, es gibt auf jeden Fall einen optischen Vorteil.
Diese Maßnahme kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Schultern zu breit geworden sind.
Mein Hauptkritikpunkt am Mantel und an mir. Da habe ich diesen ganzen Aufwand betrieben und nicht bemerkt, dass die Schultern nicht wirklich passen.
Schon ärgerlich, aber anziehen werde ich den Mantel nun trotzdem, zumindest, bis ich mir einen besseren genäht habe. Stoffe habe ich noch dafür, aber momentan noch keine Lust darauf.
Wahrscheinlich wurde meine negative Stimmung noch durch das Hörbuch gespeist, das ich beim Fertiggestellen gehört habe:Schöne Verhältnisse von Edward St. Aubyn.
Nicht gerade aufmunternd.
Bilder an mir gibt es morgen, dann könnt ihr euer Urteil fällen.
Julia