Da habe ich nun also ein Projekt: ich nähe mir ein Dirndl.
Eine Sache, mit der ich schon länger schwanger gehe, vermutlich schon über 20
Jahre, denn warum sonst sollten sich Trachtenstoffe in meinem Lager befinden,
deren Kaufdatum noch vor meiner Studienzeit liegt.
Wobei ein Faible für Trachten- und Folklorestoffe zu haben
und sich dann wirklich ein Dirndl zu nähen sind zweierlei.
Jetzt mache ich aber ernst.
Ausschlaggebend war letztendlich, dass ich statt meines
vorbestellten Romans, trotz abgelaufener Ausleihfrist (grumbel, grumbel), in
der Stadtbücherei dieses schöne Buch entdeckte:
„Das Dirndl“ von der Österreicherin Gexi Tostmann.
Nett und
informativ geschrieben findet man darin u.a. eine kleine Kulturgeschichte des Dirndls,
schön bebildert und illustriert.
Natürlich sind die „aktuellen“ Fotos heute schon wieder ein
Zeitdokument, doch etwas anders in Szene gesetzt ist auch das Dirndl der 80er
Jahre noch tragbar. Was natürlich die Tracht an sich kennzeichnet.
Daher hätte ich
auch keine Scheu, meine 20 Jahre alten Trachtenstoffe zu vernähen, denn diese
Muster sind immer noch erhältlich.
Gewisse Vorbehalte gegen das Dirndlnähen hatte ich schon,
doch Frau Tostmann hat es mit ihrem Buch geschafft, dass ich diese erst mal zu
Seite lege.
Sie beschreibt in einem Abschnitt wie die Trachtenpflege in
Österreich aussieht und schwächt mit guten Argumenten den rigiden Anspruch an
bestimmte Trachtenregeln. (Klar, die Frau hat ein Trachtengeschäft und möchte
natürlich auch „modische“ Dirndl verkaufen dürfen).
So, ist es in manchen (österreichischen) Bundesländern
Sitte, die Schürzenbänder hinten zu binden, in anderen seitlich, aber auch die
Bindung in der vorderen Mitte ist verbreitet. Man braucht sich also nicht mehr
mit der Frage zu grämen, ob die Schleife nun, je nach Ehezustand, rechts oder
links zu binden sei, sondern sich spontan für die rückwärtige Bindweise
entscheiden, ohne gleich als Witwe zu gelten.
Obwohl ich mich nun, selbstsicher durch die Lektüre, weit
aus dem Fenster lehne und einige Trachtenregeln über Bord schmeiße,
beziehungsweise behaupte, diese seien nichts als eine Erfindung ihrer Zeit,
zieht es mich doch eher zum traditionellen Dirndl.
Zumindest was die Material- und Farbauswahl betrifft. Ich
möchte eher ein schlichtes, dezentes Modell aus Baumwolle, kein
Satin-Taft-Gewand, das bis zum Nabel ausgeschnitten ist.
Ich habe mich daher für ein Schnittmuster aus der aktuellen
Dirndl Revue entschieden, Modell Moni.
Vermutlich werden aber meine 20 Jahre alten Trachtenstoffe
doch nicht zum Einsatz kommen, denn ich habe diese wunderschönen Dirndl
entdeckt:
klick
Ich plane also alte Bett- und Tischwäsche zu verwenden und
eventuell mit Trachtenstoffen und einfachen Baumwoll- oder Leinenstoffen zu
kombinieren.
Nachdem sich ein Teil noch auf der Leine befindet, werde ich
nun mal ein Probeoberteil nähen und dann weiter berichten.
Julia