Den "Kopfkleiderschrank" verwirklichen!
Wie siehst du eigentlich, d.h. in deinen Träumen, in deiner Vorstellung von Dir aus? Welche Kleidungsstücke könntest du nähen, um dieser Vorstellung von Dir, wie du gerne sein möchtest, näher zu kommen? Was hält dich ggf. davon ab?
Als ich Meikes aktuelle Frage zum Nähfragezeichen las, dachte ich mir gleich: Super, das wird spannend, ich folge meinen voyeuristischen Neigungen und schnüffel mich durch die Blogs und die Kommentare in die Träume der anderen Frauen. Ich selbst werde aber den Teufel tun und diese Frage natürlich nicht beantworten.
Traumkleiderschränke, Traumkleider, Traumprinzessin, wie albern ist das denn, das ist doch nichts für mich. Punkt.
Ich schneidere mir die Welt, widde widde wie sie mir gefällt.
Oder
Kann es sein, dass wenn man sein Inneres nach außen kehrt und sich dann im Spiegel betrachtet, dass dann die Schauspielerei gar keine Rolle mehr spielt?
Das waren zwei andere Gedanken, die mir bei der Frage durch den Kopf gingen.
Und schupps, schon bin ich mittendrin in der (leicht Thema verfehlten) Beantwortung dieser Frage, die vielleicht doch gar nicht so albern ist, sondern dauerpräsent (Magazine, Werbung), immer wieder aktuell (Rokokoperücke, It-Bag) und oft diskutiert und beschrieben (Kleider machen Leute, Des Kaisers neue Kleider).
Daher braucht es gewiss keine Abhandlung zu diesem Thema von mir, schließlich verfüge ich nicht über das literarische Talent eines Bewohners der Lindwurmfeste oder gar eines Mythenmetzes.
Schreiben muss ich natürlich trotzdem etwas, denn ich habe ja ein Blog, also auch ein gewisses Mitteilungsbedürfnis.
Wann wird das Verkleiden zum Kleiden?
Sind Veränderungen da, fühlt man sich immer erst verkleidet. Man passt sich der Situation an und es wird normal. Wenn das nicht klappt, dann stimmt meist irgendwas nicht, entweder die neue Situation oder das Kostüm. Dann heißt es weiter suchen.
Als Studenten haben wir und noch als Ärzte verkleidet (übrigens, Skandal, in gemischten Umkleideräumen). Dann kommt Patientenkontakt, jeden Tag, Routine stellt sich langsam ein, Studium abgeschlossen und schwupps wurde die Verkleidung zur Kleidung.
Klar kann man Berufskleidung und sämtliche Uniformen nicht mit dem eigenen Stil, von dem man träumt, den man gerne finden möchte, gleichsetzen. Doch wenn ich mich in meiner Uniform unwohl fühle, stimmt was nicht. Denn, wenn ich meinen Kittel anziehe, dann bin ich in meiner Funktion (meinem Beruf).
Da ich niemals Prinzessin sein möchte, ziehe ich mir kein Prinzessinnenkleid an. Andererseits möchte ich mich genauso wenig immer Klamottenkonform in der Einheitsmasse bewegen und mich irgendwelchen Zwängen unterwerfen (das muss ich schon mit meiner Berufsbekleidung).
Ich nähe schon sehr lange für mich. Meine Mutter stellte mir stets großzügig ihr Stofflager zur Verfügung und ich durfte mich nahezu ohne Einschränkungen daraus bedienen.
Klar musste ich in einem bestimmten Alter unbedingt eine Levis 501 besitzen, aber gleichzeitig nähte ich mir meine eigene Garderobe.
Ich nähe mir und ziehe an, was mir gefällt und was in der jeweiligen Situation praktisch ist.
Damit meine ich nicht, dass ich Wanderstiefel zum Sonntagsspaziergang anziehe, aber mit High Heels muss ich auch nicht über die Feldwege stapfen.
Ich empfinde meine Kleidung nicht als besonders auf- oder unauffällig.
Was meine Umgebung, abgesehen von Familie und Freunden, darüber denkt, nehme ich eigentlich nicht wahr, denn ich bin mit dem Kopf bereits beim nächsten Projekt oder ich bin halt kopflos wie der Kaiser aus Andersens Märchen.
Julia
Die Überlegungen anderer Damen findet ihr
hier.
Die Bilder stammen übrigens aus dem Buch "Fashion" Taschen Verlag 2002. Die Sammlung des Kyoto Costume Institute. Eine Modegeschichte vom 18. bis ins 20. Jahrhundert.
Eines meiner liebsten "Guck"-Bücher.